KARUSSELL 2007                                                               

Es war einer der fesselndsten Momente meiner Kindheit, als ich zum ersten Mal ein Kettenkarussell in Bewegung sah.
Mit wehenden Haaren rasend schnell durch die Luft zischen - das wollte ich auch!
Kaum bewegte sich das Karussell ging der Blick die Ketten entlang nach oben zur Befestigung am massiven Pilz. Sie schienen mir auf einmal etwas dünn. Der Traum vom Fliegen wich einer unbestimmten Angst, die ein recht mulmiges Gefühl in der Magengegend hinterließ. Meine Hände schlossen sich krampfhaft um das kühle Metall.

Der Reiz sich wieder und wieder dem Schwindel auszusetzen ist und bleibt ein Rätsel.
Anfangs kann der Blick noch der Drehung folgen. Sobald die Fliehkraft einsetzt, scheint die ganze Welt, das Leben an uns vorüber zuziehen - viel zu schnell, unfokussierbar. Setzt dann die Intervallbeschleuniggung ein, beginnt noch dazu alles um uns herum zu stürzen, auch wir selbst. Von weitem ist unser Geschrei zu hören, angesiedelt irgendwo zwischen Lust und Angst.

Vielleicht ist das der Reiz:
eine persönliche Grenze überschreiten, eine Art Mutprobe.... sich einem Gefühl aussetzen, das wir wahrhaft nicht haben wollen:
Das Gefühl, von aussen bewegt zu werden ohne es verhindern zu können; zu spüren, dass das Leben nur an seidenen Fäden hängt.

Druckversion | Sitemap
© Anja Hantelmann